Halina Bendkowski: Warum ich für den Erhalt des Berliner Neutralitätsgesetzes eintrete

Halina Bendkowski hat den Aufruf für den Erhalt des Berliner Neutralitätsgesetzes unterzeichnet. Sie war lange als Agentin für Feminismus&Geschlechterdemokratie aktiv, u.a. auch für das Feministische Institut der Heinrich Böll Stiftung. Sie initiierte als feministische Frauen-und Männerforscherin das Konzept der GESCHLECHTERDEMOKRATIE.

Ihr Eintreten für das Neutralitätsgesetz begründet sie in einem Beitrag für die Website.

 

Mein Verständnis von Feminismus war und ist, alle Kulturen zu kritisieren, die es Frauen und Männern verwehren, frei / gleichberechtigt und gesund leben zu können.

Feministinnen überall haben sich mit den Herrschaften aller Religionen anlegen müssen, um diesen nach schwierigsten Kämpfen, die Gleichheit abzuringen.

 

Halina Bendkowski

 

Die Debatte über die Neutralität des Staates versus Religionsfreiheit dreht sich nun schon seit Jahren im Kreis. Nun soll es wieder eine Entscheidung geben. In Stellung sind Gehässige von rechts gegen Muslime generell, die aber zumeist mit den Christen nicht über Kreuz sind, wenn es um das Kruzifix geht. Keine Gloria! 

Und weil tolerante Menschen nichts mit solchen Religionseiferern zu tun haben wollen, schweigen zu viele zum Dilemma.

Neu ist, dass Intersektionale Feministinnen, Grüne und Linke (IGL) sich für die Religionsfreiheit aussprechen. Das erscheint zunächst sympathisch. Wenn man aber darüber nachdenkt, dass der Kulturkampf – nennen wir es so, wie es ist,- sich auf einen Islam bezieht, der selber keine Religionsfreiheit zulässt, wundert man sich über die Allianz der IGL  mit den konservativen muslimischen Verbänden und christlichen Kirchen, die alle zusammen gegen das  Berliner Neutralitätsgesetz sind.

Dass missionarische Religionen nicht gerne in ihre Schranken verwiesen werden wollen, mag man noch verstehen, aber nicht hinnehmen, wenn diese sich nicht dem Gleichheitsgrundsatz Artikel  3 Abs. 2 des Grundgesetzes unterordnen wollen. Seit  weit mehr als über 100 Jahren haben sich dafür Frauen und Männer stark gemacht.

Feministinnen überall haben sich mit den Herrschaften aller Religionen anlegen müssen, um diesen nach schwierigsten Kämpfen, die Gleichheit abzuringen. Das versuchen auch im Islam viele religiöse Frauen und Männer, die den Islam liberalisieren wollen. Die liberale Moschee in Berlin wird von nichtreligiösen und religiösen Feministinnen unterstützt. Bisher haben sich intersektionale Feministinnen nicht für den mutigen Kampf von Seyran Ates um eine liberale Moschee  verdient gemacht, wie sie auch nirgendwo die Kämpfe von Frauen gegen den Kopftuchzwang im Iran, Saudi Arabien, Türkei oder Berlin zum Thema machen.

Im Gegenteil, einige von den international agierenden, sehr gebildeten muslimischen aktiven Frauen, die sich zwar Feministinnen nennen, wenn sie die Unterstützung für sich selber reklamieren, haben es sogar erreicht, gestern am 22. Mai  2018 in der Heinrich Böll Stiftung, auf großer Bühne und mit großem Zuspruch gegen das Berliner Neutralitätsgesetz zu theoretisieren: „Justitias Dresscode:Richterinnen mit Kopftuch: Neutralität oder Intersektionalität?“ Sie verwiesen zur Erklärung, was Intersektionalität bedeutet, auf das von ihnen jüngst gegründete cij center for intersectional justice und auf ihre website.

Allgemeiner könnte man Intersektionalität nicht erklären: „ Intersektionale Gerechtigkeit bedeutet die faire und gerechte Verteilung von Vermögen, Chancen, Rechten, und politischer Macht  in der Gesellschaft.“  (Eine neue NRO und unterstützt von der HERTIE-Stftung.)

Geht man auf ihre Facebooksite, steht nichts zu Frauen und Frauenunterdrückung, aber internationale Aufrufe und Verweise zur Solidarität mit Gaza.

Das „cij, striving for equality/ embracing difference“ kritisiert alle Kritik an der Frauenunterdrückung im Islam als puren Rassismus. 

Und dieser intersektionale Ansatz hat auch die Grünen und Linken im Griff, die das Berliner Neutralitätsgesetz ablehnen. Niemand will / darf rassistisch sein- zurecht! Wenn aber damit die Frauenrechte als vernachlässigenswert angesehen werden, weil man nicht weiter nachdenken will, hieße das, die auch die von der Heinrich Böll Stiftung propagierte Geschlechterdemokratie nicht ernst zu nehmen.

Mir ist das ernst, weil ich einst mit vielen Feministinnen, aktiv über Jahre zur Gründung des Feministischen Instituts beigetragen und konzeptionell zur gesellschaftlichen Perspektive des Feminismus, den Ansatz zur Geschlechterdemokratie, aus der AntiGewaltdebatte  heraus entwickelt hatte. Da ich damals nicht vermuten konnte, dass das heutige Gunda Werner Institut,(GWI) schlicht antifeministisch jeder erforderlichen Debatte zur Geschlechterdemokratie,  wie in der Neutralitätsdebatte, zu Lasten der Frauen ausweicht, möchte ich dem Gunda Werner Institut hiermit öffentlich die Qualifikation dafür absprechen. Es ist mein politisches Copyright, was ich dem GWI nicht verkauft, sondern zur grünen Weiterentwicklung, vor dem Tod von Gunda Werner, ihr und dem nach ihr benannten Feministischen Institut als Staffel politisch engagiert übergeben habe.

Mit der Beibehaltung und Ausweitung des Berliner Neutralitätsgesetzes, auch auf die Kindergärten, wo bisher Erzieherinnen das Kopftuch tragen dürfen, müssen wir jetzt die Chance nutzen, den Mädchen und Frauen, Vorgesetzte im Amt zu ersparen, die durch ihr normativ restriktives Vorbild, Mädchen und Frauen, die im Konflikt mit ihrer Religion/Kultur  und Verwandtschaft sind, das Auswegdenken noch schwerer zu machen.  

Mein Verständnis von Feminismus war und ist, alle Kulturen zu kritisieren, die es Frauen und Männern verwehren, frei / gleichberechtigt und gesund leben zu können. Das heißt:  Keine Duldung des Kopftuchzwangs für Mädchen und ja zu einem neutralen Dresscode für alle hoheitlich tätigen Personen im Staats -und Beamtenwesen, ohne Ansehen der Religion.

Kruzifix nochmal.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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